Man könnte meinen bei Folge 4 von „Fritz und Fertig“ werden nur Schachprofis angesprochen. Dem ist aber nicht so, denn es ist vom Niveau ähnlich wie die zuvor besprochene Folge 3. Es wird strategisch das Verständnis für Schach erweitert. Dieses Mal ist der Spieß sogar umgekehrt, denn König Schwarz bittet um die Hilfe von Prinz Fritz und dessen Cousine Bianca. Er hat im Internet-Chat angegeben der beste Schachspieler des Universums zu sein und das wollen nun außerirdische Grünlinge vom Planeten Chessbase auf die Probe stellen. Aus diesem Grund wird König Schwarz gemeinsam mit Fritz und Bianca auf Chessbase gebeamt. Dort schaut es zwar nicht recht unfreundlich aus, aber der Haken an der Sache ist, wenn König Schwarz das Schachturnier in der 4. Dimension nicht gewinnt, müssen alle drei auf Chessbase bleiben. Aber nicht vom Glück verlassen, treffen sie ihren Trainer Fred Fertig, welcher gerade, wie jedes Jahr um diese Zeit, auf Chessbase Urlaub macht. Um sich auf die Partie in der 4. Dimension vorzubereiten, müssen sie zuerst wie in den anderen Folgen Rätsel lösen oder Übungen absolvieren. Zur Belohnung gibt es dieses Mal Glitzersternchen. Sobald das Sternenbild komplettiert ist, ist die Zeit reif für das Turnier!
Einen wichtigen Stellenwert in dieser 4. Auflage erhält die Partieanalyse. Kaum gestartet, wird schon das erste taktische Motiv gestärkt, die Räumung und später die Blockade. Im Anschluss wird das Verständnis für Eröffnungen vertieft und zwar an dem Beispiel des Damengambits, welche wohl eines der gängigsten Eröffnungen ist (1. d4 d5 2. c4).
Erstmals in den vier Teilen von Fritz und Fertig wird auf die enorme Wichtigkeit der Zeit eingegangen. Meiner Meinung nach ist das der wichtigste Punkt dieser DVD. Dabei tendieren doch vor allem Kinder und Neulinge dazu, jede Figur zu schlagen die ihnen in die Quere kommt, oder mit der gerade entwickelten Figur solange herum zu manövrieren, bis sie das Brett verlassen muss. In diesem Kontext wird der Begriff „Tempo“ oder Mehrzahl „Tempi“ vorgestellt. Um dies jedoch komplett verstehen zu können, ist schon zumindest das Vorwissen der vorherigen Folgen nötig. Es wird dabei gesagt, dass drei Tempi, also drei Züge Zeitverlust gleich viel wert sind wie ein Bauer. Dies wird zum Beispiel bei gängigen Gambit-Eröffnungsvarianten veranschaulicht (Evans Gambit, etc.). Wie wichtig Zeit ist, wird oft auch im Endspiel relevant oder bei Zugzwang. Letzteres kommt zwar selten vor, aber die Macht des Zwanges einen Zug durchführen zu müssen, man darf ja beim Schach nicht aussetzen, ist enorm. In diesem Zusammenhang wird auch der „Dreieckszug“ im Bauernendspiel erklärt.
Ein nettes Spiel bietet das Sternbild des Wilden Reiters, der Rösselsprung. Dabei wird der Springer auf das Brett gestellt und man muss versuchen alle 63 restlichen Felder, insgesamt gibt es ja 64 Felder, damit zu besuchen, ohne ein Feld zwei Mal zu betreten. Das ist sogar für erfahrene Schachspieler eine Herausforderung! Nicht langweilig wird es auch beim „Würfelschach“, wo gewürfelt wird, welche Figur als Nächste gezogen werden darf. Auch das „Protestschach“ kann an dieser Stelle als interessante Auflockerung angesehen werden. Hier kann immer gegen den letzten Zug des Gegners protestiert werden, was heißt, dass der Gegner ihn zurücknehmen muss. Diese Art des Schachs ist oft spannend bis zum Schluss!
Nicht zu kurz kommt das Endspieltraining, was oft verschrien ist als „trocken“ oder „langweilig“. Aber nichts da! Mit lockeren Sprüchen wie „Findet der Bauer ein Loch in der Schranke, wird er zur Dame und sagt: Danke!“ werden grundlegende Motive wie der Bauerndurchbruch beschrieben. Da fast zwangsläufig in jedem Endspiel Bauern vorhanden sind, wird natürlich näher darauf eingegangen. Es wird betont, dass nicht jeder Bauer gleich gut ist wie jeder Andere. So sind zum Beispiel verbundene Freibauern sehr stark, wie auch entfernte Freibauern. Interessant ist dabei auch der Kampf von Dame gegen einen Bauern auf der siebten Reihe. Wann kann man noch auf Remis spielen, und wann ist es schon zu spät?
Natürlich kommen wie auch in den vorangegangenen Folgen Mattmotive nicht zu kurz, denn genau diese Stellungsbilder sind wichtig zu kennen, damit man sie während einer Schachpartie selber anwenden kann. Ein Augenmerk wird dabei auf das Matt mit zwei Läufern und das „Elfmetermatt“ mit der Dame gelegt.
Überaus wichtig ist es im Schach auch zu erkennen, dass die letzte Möglichkeit am Ball zu bleiben, um nicht die Partie zu verlieren, ein erzwungenes Remis ist. Dies ist zum Beispiel durch dreifache Stellungswiederholung zu erzielen, durch die Flucht in ein Patt oder durch Dauerschach. Zur Wiederholung: Patt ist wie Matt, der König hat kein Feld mehr wohin er ziehen kann, aber (!) er selbst ist nicht angegriffen. Durch einen Zug müsste er also in ein Schach fahren, was, wie wir ja wissen, ein Zug gegen die Regeln ist!
Aber wie soll es anders sein…? Natürlich schaffen es Fritz und Bianca mit Hilfe von Fred König Schwarz aus der Patsche zu helfen. Jedoch hat dieser schon wieder die nächste Übeltat vor…aber findet es selber heraus!
Abschließend ist zu sagen, dass „Fritz und Fertig“ nicht ohne Grund vom Deutschen Schachbund empfohlen wird, da in vier Folgen Schach wirklich näher gebracht wird. Wenn man zurück denkt, dass wir bei Null gestartet sind, also wie die Figuren ziehen und nun sogar Matt in bis zu fünf Zügen finden können. Ist man da nicht ein wenig stolz auf sich selbst?! Des Weiteren haben wir auch einen guten Überblick über die wichtigsten und häufigsten Endspieltypen bekommen und wichtige Eröffnungen besprochen. Wenn man diese vier Folgen bravourös absolviert, hat man das Rüstzeug schwerere Geschütze auf zu fahren. Dies kann man zum Beispiel bei einem Besuch auf der Homepage von Chessbase verwirklichen (dieses Mal aber nicht dem Planeten ;-)). Dort werden von erfahrenen Schachprofis spezielle Eröffnungen, Endspiele, taktische Motive und Strategien erklärt. Diese sind oft sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch erhältlich. Da kann man nur noch viel Spaß beim Shoppen wünschen! 😉 Hier findest du Fritz und Fertig 4 online!