Die schönsten Partien der Schachgeschichte – Band 2 – Neuauflage

Die schönsten Partien der Schachgeschichte – Band 2 – Neuauflage

In Folge 2 der schönsten Partien der Schachgeschichte treffen wir wieder auf den deutschen Großmeister Dr. Helmut Pfleger. Auf dieser DVD hat er uns einige Schmankerl zu Recht gelegt, von denen er aus erster Hand erzählen kann. So zum Beispiel die berühmte Damenopfer-Partie von Fischer, die dieser damals beim Schachklub Bamberg erläuterte, oder die Partie von Shirov gegen Leko von Dortmund 2002, bei der er das Turnier live kommentierte. Diese eigenen Impressionen und viele wissenswerten Fakten und Geschichten machen auch diese Folge zu etwas ganz Besonderem. Es handelt sich auch hier um eine Neuauflage, da das Sammelwerk um die Partie Byrne – Fischer (1956) erweitert wurde.

Aufbau

Wie inzwischen bekannt sein dürfte, werden auf dieser DVD überaus sehenswerte Partien, zusätzlich mit interessantem geschichtlichem Hintergrund, präsentiert. Die jeweiligen Clips ähneln zwar mehr einer Sendung im Fernseher, aber das hindert niemanden daran einfach mal die Pause-Taste zu drücken und selber zu überlegen, was für ihn konkret relevante Pläne sind. GM Pfleger diskutiert wie auch schon in Folge 1 sehr gut wichtige strategische und taktische Themen an. Er setzt wiederum darauf, dass jeder der das königliche Spiel in ihren Grundzügen versteht, leicht folgen und sein Wissen erweitern kann.

Inhalt

Auf dieser DVD sind elf Partien von überaus sehenswertem Charakter in Clips zu jeweils zirka 15-30 Minuten präsentiert und insgesamt ist Videomaterial von fast 4 Stunden vorhanden. Im Detail sind es folgende Partien:

Partie 1: Wilhelm Steinitz – Curt von Bardeleben, Hastings 1895

Steinitz war zu seiner Zeit fast 30 Jahre an der Spitze der Weltelite. Er war auch kein geringerer als der erste anerkannte Schachweltmeister, welchen Titel er von 1886 bis 1894 innehatte. Laut historischen Elolisten, aus Zeiten vor der Einführung der heutigen Eloberechnung, wurde ihm sogar eine Wertungszahl über 2800 Elo zugeschrieben!

In der vorliegenden Partie gegen von Bardeleben strebt er mit Weiß eine Italienische Eröffnung mit 4.c3 an. Er kann eine Ungenauigkeit seines Kontrahenten ausnutzen und hindert ihn am Rochieren. Nach einem positionellen Bauernopfer des Isolanis d4 dominiert Steinitz die Partie total.

Stellung nach 22. … Ke8-f8. Was würdest du nun ziehen?

Interessanterweise ist der Turm sowohl vorher, als auch in den nächsten Zügen nicht zu schlagen! Daher, 23. Tf7+ Kg8 24. Tg7+ Kh8 (auf 24. … Kxg7 folgt 25.Dxd7 mit Schach) 25. Txh7+  Kg8 26. Tg7+ Kh8 (26. … Kf8 27. Sh7+ und im nächsten Zug schlägt man die Dame mit Schach oder setzt Matt) 27. Dh4+ und game over!

Partie 2: Harry Nelson Pillsbury – Emanuel Lasker, St. Petersburg 1896

Lasker war 27 Jahre lang Weltmeister, länger als kein anderer! In dieser Partie wandte er die Tarrasch-Verteidigung an und nach Rochaden in die entgegengesetzten Richtungen geht es gleich zur Sache. Lasker zeigt mit einer weit vorausberechneten, und auch richtigen, Kombination auf. Der Beginn ist ein Qualitätsopfer, welches die Stellung von Pillsbury öffnet, gefolgt von einem sehenswerten Turmopfer. Lasker gewinnt in überzeugender Manier.

Partie 3: José Raúl Capablanca – Frank Marshall, USA 1909

Der Kubaner Capablanca war bekannt für seine unvergleichbare Intuition in schwierigen Stellungen. Bei dieser Partie war er erst 20 Jahre alt und zeigte in der eher ruhigen Spanischen Eröffnung seine Angriffskünste.

Stellung nach 35. … Dd8-e7. Finde den besten Zug für Weiß!

36. Lf8! … ok, das dürfte vielleicht etwas zu einfach gewesen sein! Nach dem erzwungenen Damenabtausch behält Weiß eine Figur mehr am Brett! 1-0

Partie 4: Aaron Nimzowitsch – Siegbert Tarrasch, St. Petersburg 1914

Diese zwei Kontrahenten könnten gegensätzlicher kaum sein. Allerdings hatten sie gemein, dass sie, obwohl sie ihre Zeit geprägt haben wie keine anderen, nie Weltmeister wurden! Beide haben einige sogar noch heute bekannte und bewährte Lehrbücher geschrieben. Bei dieser Partie dürften viele psychologische Faktoren mitgespielt haben. Ein offensichtlicher, Nimzowitsch wählt als Weißspieler die Haus-und-Hof-Eröffnung von Tarrasch, nämlich die Tarrasch-Verteidigung. Nimzowitsch wird in der Folge komplett überfahren, ein Doppelläuferopfer am Königsflügel und weg ist der Schutz. Tolle Partie!!

Partie 5: Bent Larsen – Boris Spassky, Belgrad 1970

Wie die Spieler früher waren, haben sie sich auf ihre Eröffnungen eingelebt, so eröffnet Larsen mit der Larsen-Eröffnung (1. b3 gefolgt von Lb2). Hier ist es jedoch genau umgekehrt wie in der vorherigen Partie. Spassky schafft es schon nach wenigen Zügen als Schwarzer das Ruder in die Hand zu nehmen. Die Partie dauert nur 17 Züge, eigentlich sehr interessant, da die beiden Herren zu ihrer Zeit die besten beiden Spieler waren.

Partie 6: Garry Kasparov – Anatoly Karpov, Sevilla 1987

Kasparov und Karpov, die langjährigen Widersacher! Kaum einer schachfremden Person sind die Namen dieser beider Kontrahenten unbekannt! Sie haben sich über viele Jahre bekämpft, nicht nur am Schachbrett. In dieser Partie entsteht folgende Stellung nach 9. f3. Welchen Zug hat Karpov hier gezogen, der Kasparov in 83-minütiges Grübeln versetzt hat?

9. … e3! Dieser Zug inaktiviert für einige Züge das Läuferpaar und schafft Verwirrung im feindlichen Lager. Danach folgt ein taktisches Showdown nach dem anderen, sehr sehenswert!

Partie 7: Visvanathan Anand – Judith Polgar, Monte Carlo 1996

Diese Partie zwischen Anand, der vor ein paar Wochen seinen WM-Titel gegen Gelfand verteidigen konnte, und der mit Abstand besten Frau der Welt, die Ungarin Judith Polgar, wurde in einem Schnellschachturnier gespielt. Diese Partie zeigt auf wie Super-GM´s mit so kurzer Bedenkzeit trotzdem enorme Rechenleistungen an den Tag legen, sehr eindrucksvoll. Polgar wählt die Pirc-Verteidigung und gemäß ihrer Natur spielt sie sehr aggressiv. Anand egalisiert und Polgar lief in einen Konter! Das Brett steht in Flammen, aber Anand behält einen kühlen Kopf! 1-0

Partie 8: Garry Kasparov – Veselin Topalov, Wijk aan Zee 1999

Topalov versucht sich gegen Kasparov mit der Pirc-Verteidigung und nach anfänglichen kleinen Problemen (früher Abtausch des Fianchetto-Läufers), schafft er es nach Ende der Eröffnung kompletten Ausgleich zu erzielen. Kasparov muss zaubern, und das tut er:

Der Beginn einer 15-zügigen Kombination! Weiß am Zug!

24. Txd4 (noch hätte Schwarz Kb6 spielen können, wodurch Ausgleich entstanden wäre), aber Topalov zieht 24. … cxd4 und nun geht es erst wirklich los: 25. Te7+ Kb6 26. Dxd4+ Kxa5 27. b4+ Ka4 und die Königswanderung endet dann auf e1 mit Matt oder enormen Materialnachteil.

Partie 9: Alexej Shirov – Peter Leko, Dortmund 2002

Der Ungare Peter Leko war zu dieser Zeit gerade erst mal 12 Jahre alt, nichts desto trotz schon ein starker Spieler! Mit 14 Jahren war er damals der jüngste GM der Welt. Leko wählt einen sizilianischen Aufbau, Shirov erwidert mit 3. Lb5. Nach der Eröffnung mit Rochaden in die entgegengesetzten Richtungen beginnt der Angriff. GM Pfleger kann bei dieser Partie aus erster Hand dokumentieren, denn er war damals mit GM Bischoff live als Kommentator dabei. Nach 18 Zügen entsteht eine Stellung mit beiderseitigen Chancen, allerdings benötigt Shirov einen Sieg und lenkt in eine fatale Richtung ein. Leko zermürbt ihn ohne wenn und aber!

Partie 10: Vladimir Kramnik – Fritz, Bahrain 2002

In der sechsten Partie in dem Wettkampf gegen Fritz setzt Kramnik alles auf eine Karte. Nach 43-minütigen Überlegungen fängt die Opfer-Partie an. Einem Menschen wäre Angst und Bange geworden, ein Computer bleibt aber cool und straft jede kleine Ungenauigkeit bei den Berechnungen, so auch hier! Allerdings, ein weiteres Highlight dieser Partie entsteht ganz am Schluss, als Kramnik die Stellung falsch einschätzt und aufgibt. Genau genommen, hätte er, allerdings über mehrere Züge hinweg, einen strategischen Plan basteln können wie er einen Turm opfert und dann mit g+f-Bauer und Turm eine Festung gegen die Dame und einen h-Bauern aufstellt. Hierführ hätte es einen halben Punkt als Belohnung gegeben – Remis! Schade, aber selbst Superstars können fehltreten!

Partie 11: Donald Byrne – Robert James Fischer, New York 1956

Fischer, damals als 13-jähriger Bub, strebt eine Grünfeldindische Verteidigung an, zwar etwas passiver als heutzutage, aber die Stellung hält. Byrne versucht aggressiver zu spielen und muss zusehen, wie er komplett überrollt wird.

Stellung nach 17. Ke1-f1. Wie soll Schwarz nun fortsetzen, der Springer und die Dame sind angegriffen?

Nicht umsonst ist das die „berühmte Damenopferpartie von Bobby Fischer“! 17. … Le6! Und nun wäre es für Weiß am besten mit der Dame auf c3 zu nehmen und den Abtausch zuzulassen. Vermutlich wäre die Partie danach trotzdem verloren gewesen, aber bei weitem nicht so dramatisch wie in der Partie! Hier folgt 18. Lxb6 Lxc4+ 19. Kg1 Se2+ 20. Kf1 Sxd4+ 21. Kg1 Se2+ 22. Kf1 Sc3+ gefolgt von axb6 und Schwarz verwertet souverän das Materialübergewicht.

Fazit

Die zweite DVD in der Reihe der schönsten Partien der Schachgeschichte knüpft nahtlos an die vorherige Folge an. Hier geht es nicht um einen Kinofilm, den man hypen muss, denn GM Pfleger bietet genau das was die Zuseher dieser DVD möchten, Unterhaltung, Schachgeschichte, und schöne Kombinationen, die einen zum Staunen bringen! Dieses Package vereint mit Witz, Humor und tatsächlichen Begebenheiten aus erster Hand machen diese DVD zu einem weiteren Juwel der Schachgeschichte!

Wer Interesse an dieser DVD gefunden hat, findet sie hier im Online-Shop.



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